Wo die Wuerfel fallen by Wolfgang Seidel
Autor:Wolfgang Seidel [Seidel, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: RM-Buch-und-Medien-Vertrieb
veröffentlicht: 2010-05-14T22:00:00+00:00
Dichter & Denker
Im Alter von 27 Jahren wurde Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) an den Hof des Herzogs Carl August (1757 – 1828) nach Weimar berufen. Er war promovierter Jurist, seit 1771 als Anwalt in Frankfurt tätig und europaweit als Bestsellerautor (Die Leiden des jungen Werthers, 1774) bekannt geworden. Der Kontakt zum Weimarer Hof war über den Prinzenerzieher, Theologen, Sprach- und Geschichtsforscher Johann Gottfried Herder (1744 – 1803) zustande gekommen, den Goethe sehr bewunderte. Die beiden hatten sich während Goethes Studienjahr in Straßburg kennengelernt. Herder fand in der »urwüchsigen«, volksnahen Poesie der Vergangenheit Inspirationen für eine neue, lebendige Dichtkunst. Das richtete sich gegen die sehr verkünstelte, akademisch regelhafte Poeterei seiner Zeit. Von Herder angeregt, entdeckte auch Goethe die »Volksliteratur«, beschäftigte sich mit dem Alten Testament, nordischen Sagen wie Edda und Ossian, Shakespeare und dem gerade erst wiederentdeckten Homer. Die Rückbesinnung auf diese Vorbilder befeuerte nun die neue deutsche Literatur, die die Weimarer »Klassik« damals eigentlich war. Die ersten Werke, die aus jenem frischen Geist entstanden, waren Goethes Götz von Berlichingen (1773) und Friedrich Schillers Räuber (1781); verglichen mit den üblichen allegorischen Bühnenwerken der Zeit stellten sie in der Tat Gestalten aus Fleisch und Blut vor.
Um Goethe, Schiller und Herder bestand ein dichtes Geflecht weiterer »Dichter und Denker« in Weimar. Voraussetzung für die Weimarer Blüte war ferner ein sehr kulturinteressiertes Umfeld, das von der Herzoginmutter Anna Amalia und dem Goethe-Freund Großherzog Carl August wesentlich geprägt worden war. Carl August war das Musterbeispiel eines aufgeklärten Monarchen, ähnlich wie sein Fürstenkollege Leopold III., der im benachbarten Anhalt-Dessau das Wörlitzer Gartenreich schuf. Auch auf den etwas bedeutenderen Thronen in Potsdam und Wien saßen mit Friedrich II. und Joseph II. ausgesprochen kunstsinnige, aufgeklärte Herrscher.
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